Wiedersehen in Potomac Mills. Diesmal mit Zwerg zum Schuhe kaufen. Papa setzt sich bei schwarzen Lackschuhen durch. Nach Kauf zurück zur Basis und warten auf die Feier. Mittlerweile werden auch Details bekannt, die ich gleich beschreibe. Um den Nachmittag etwas spannender zu gestalten, berief der Bräutigam (übrigens Groom genannt und nicht Broom) kurzfristig einen vor Ort Briefing-Termin für die beiden deutschen zukünftigen Schwäger ein, da fühlt ich mich ja fast an meine Arbeit erinnert. Die Anreise dauert nämlich ca. 20 Minuten und somit sind ruck zuck 60 Minuten rum. Egal, denn wir wissen nun schließlich was wir zu tun haben. Also schnell zurück, duschen, umziehen und wieder hin.
Die Zeremonie findet im Leesylvania State Park statt, genau genommen in Shelter 4. Dies ist ein fester Pavillion in einem Naturpark am Potomac River. Das ganze ist sehr idyllisch gelegen. Der Pavillon ist bereits bestuhlt und schön geschmückt, Arch und Bows finden sich auch wieder. Die ganze Gegend ist so natürlich, dass in hörbarer Nähe gerade ein Baum umkracht und wenig später ein Ranger bei uns ist und fragt, wie unsere weitere Zeitplanung ist, da sie diesen Baum noch zersägen wollen.- eine Geräuschkulisse, die wohl keiner während seiner Trauungszeremonie haben möchte.
Womit wir beim Stichwort wären: Braut und Ihre weiblichen Verwandten werden von einem Chauffeur in einer Limousine (Foto folgt hoffentlich) zum Ort des Geschehens gebracht. Die beiden zukünftigen Schwager geleiten nun ihre Angehörigen von der Limousine zum Sitzplatz. Mit Ausnahme der beiden Jüngsten, welche als Blumenkinder eingesetzt sind. Während nun die Mutter der Braut selbige zum „Altar“ (= Arch) führt, rollen wir beiden Schwager einen weißen Teppich von Arch in Richtung Weg der Braut (Theorie: in der Praxis macht das ein Schwager alleine, weil er denkt, der andere hätte das ganze in der Hektik vergessen). Bei Zusammentreffen von Blumenkindern und Braut ordnen sich diese vor der Braut ein und werfen ihre Blüten nach Anweisung des begleitenden „Blumenwerfkommandeurs“. Nach Übergabe der Braut an den Bräutigam durch die Brautmutter ist nun der Pastor dran. Dieser hält seine Rede / Predigt erstaunlich kurz: nach ungemessenen 10-15 Minuten sind die beiden verheiratet.
Nun finden die üblichen Glückwünsche und Fotosessions statt. Danach löst sich das ganze zunächst auf, um später im Restaurant weiterzufeiern. Der Sektempfang ist leider auf Grund von Alkohol-Restriktionen nicht möglich. Das Brautpaar verabschiedet sich auch, um weitere Fotos zu erstellen. Das Wetter hielt während der gesamten Zeremonie, um dann später doch zu regen zu werden. Glück gehabt.
Nach kurzer Unterbrechung finden sich alle Gäste wieder im Restaurant wieder. Erstaunlicherweise wird das Vorspeisenbuffet schon serviert, bevor das Brautpaar überhaupt da ist. Auf den Tischen stehen Weinflaschen mit einem speziellen Hochzeitsetikett für die beiden. Beim Hauptgang fallen zumindest 2 Deutsche auf. Ich habe das Gefühl, dass wir beiden die einzigen waren, die noch ein zweites Mal zum Buffet gegangen sind. Egal, wir haben es dennoch getan. nachdem wir schon nicht mitbekommen hatten, dass es initial Tischweise zum Buffet ging, … Mit Hochzeitstorte und Kaffee geht die Veranstaltung schon so langsam gen Ende. Wäre es uns nicht vorher angekündigt worden, hätten wir uns wohl intensiv gewundert. So waren wir vorbereitet, dass diese Feier wirklich gegen 23.00 beendet ist. Naja, da hat das Brautpaar wenigstens was von der Hochzeitsnacht, beide haben auch ein schönes Hotelzimmer reserviert. Generell war die Feier im Restaurant eine kurzweilige Veranstaltung, da die Gäste (auf jeden Fall wir) gut mit Onkels und Tanten des Bräutigams durchmischt waren und die Smalltalkübungen des Vortags weiterführen konnten. An unserer Basis angekommen, feierte zumindest die deutsche Gruppe und trank mehrfach auf das Wohl des Brautpaars.
Eine letzte Anmerkung habe ich noch zum Thema Essmanieren: Es gibt Stimmen, die besagen, „die Amerikaner haben keine“. Ich behaupte, dass die Position beim Essen zur Kultur gehört und vielleicht für den Deutschen befremdlich sein mag. Eine so einheitliche Art keine Mannieren zu haben sieht man selten. Ich meine mich auch an einen Absatz in einem Reiseführer, der besagte, dass der Amerikaner mit Messer und Gabel zunächst sein Fleisch und anderes großes Zeug auf dem Teller zerkleinert, um dann Messer wegzulegen und die kleineren Stücke mit Gabel only nun zum Mund führt. Warum die anderen Hand dabei unter dem Tisch ist, weiss ich nicht. Vielleicht kann man da besser den Colt ziehen. Wahrscheinlich fragen sich aber auch die ganzen Amerikaner, warum die paar Deutschen die ganze Zeit beim Essen mit dem Messer rumwedeln. Nur ein Verdacht…